Der Bus in Aktion, Foto: Julia Schwendner // juliaschwendner.com

Gründer kommt selbst von der Straße: In Hamburg tourt der Duschbus für Obdachlose

Im Hamburger Duschbus GoBanyo können Obdachlose ihrer Körperpflege nachkommen. Gründer Dominik Bloh weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig das ist.

Waschen ist ein menschliches Grundbedürfnis, doch nicht alle haben die Chance dazu. In Hamburg schafft „GoBanyo“ seit zwei Jahren Abhilfe: Der Duschbus mit drei vollausgestatteten Badezimmern – eines davon barrierefrei – tourt immer von Mittwoch bis Montag durch die Großstadt und bietet jeweils zwischen 9 und 15 Uhr Duschen im Halbstundentakt an. Ein Team aus vier Hauptamtlichen und über 100 ehrenamtlich Mitarbeitenden koordiniert das mobile Badezimmer. Seit der Gründung von GoBanyo im Dezember 2019 konnten bereits 12.000 Duschen angeboten werden. Zudem bekommen die Gäste Hygieneprodukte und Handtücher, manchmal ergänzen Friseure, Ärztinnen oder eine Kleiderausgabe das Angebot.

Gründer Dominik kennt die Problematik

Mittels leicht verständlicher Flyer und Plakate, vor allem jedoch über Mund-zu-Mund-Propaganda werden Menschen auf die Standorte des Busses aufmerksam gemacht. „Einen Ort, wo ein Mensch sich wohlfühlt, wo er noch Mensch sein darf – den teilt man gerne!“, erzählt mir GoBanyo-Gründer Dominik Bloh. Aus eigener Erfahrung weiß er, wie groß die Scham ist, wenn man ungewaschen unter Leute gehen muss: Er lebte selbst zehn Jahre auf der Straße. Ihm ist es auch wichtig, das Thema Obdachlosigkeit mal aus einer anderen Perspektive in die Öffentlichkeit zu rücken. Aus diesem Grund kommt der Duschbus in knallig bunten Farben daher statt in tristem Grau, das man vielleicht sonst mit dem Thema Obdachlosigkeit in Verbindung bringt.

Duschen dank Spenden

Beim Crowdfunding der gemeinnützigen GmbH 2019 konnten innerhalb von vier Wochen 168.000 Euro gesammelt werden. Den Bus selbst gab’s vom Verkehrsunternehmen „Hamburger Hochbahn“ geschenkt, ausgebaut wurde er mit Mitteln aus dem Funding. 3.000 Einzelspenderinnen haben dies ermöglicht. „Eine Idee entsteht vielleicht im Kopf eines Einzelnen, doch eine gute Sache wird es erst, wenn viele Menschen daran mitarbeiten“, sagt Dominik Bloh. „Nichts ist wichtiger als ein gutes Team.“ Inzwischen gibt es zusätzlich zum Bus noch ein fest installiertes Duschdorf mitten im Kiez auf St. Pauli. Darüber hinaus berät „GoBanyo“ Städte von Berlin bis Kapstadt bei der Einrichtung von eigenen Duschbussen. „Wir wollen auf keinen Fall systemerhaltend arbeiten“, betont Bloh. „Die Abschaffung der Obdachlosigkeit ist das oberste Ziel. Housing first!“

Text: Catharina Bihr

1 Kommentar

Trackbacks & Pingbacks

  1. […] sollte er nach unserer Rückkehr zu uns kommen. Aber wie praktisch: Er konnte sofort aus seiner Flüchtlingsunterkunft ausziehen und wir hatten damit einen Haus-Sitter während unserer Reise. Das war im Jahr 2017. Der […]

Kommentare sind deaktiviert.