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Kathrin Lederer backt Brote, Foto: Johanna Ewald

Kathrin will grüner leben – mit fünf Kindern!

Kathrin Lederer möchte in ihrer Großfamilie nachhaltig leben. In manchen Aspekten klappt das super, in anderen so gar nicht.

Den Tag X, an dem wir beschlossen, unser Leben komplett umzustellen, gibt es nicht. Nachhaltiger zu leben, war eine langsame Entwicklung, die uns auch heute mal mehr und mal weniger gut gelingt. Ein nachhaltigeres Leben verstehe ich dabei allumfassend: Es geht mir nicht nur darum, weniger gelbe Säcke an die Straße zu stellen, um mich gut zu fühlen.

Mein Herzensanliegen ist, die Menschen hinter den Produkten zu sehen, weniger Ressourcen zu verbrauchen, so gut es eben geht, nicht auf Kosten anderer zu leben, soziale Gerechtigkeit zu fördern und dabei realistisch weiter unseren Familienalltag mit meinem Mann Frank und unseren fünf Kindern zwischen zwei und 18 Jahren zu leben. Anfänglich war ich die treibende Kraft unseres Wandlungsprozesses. Inzwischen ist es ein Familienprojekt – oder vielmehr eine Familienhaltung – geworden.

Suppe, Seife, Seelenheil

Als Jugendliche hörte ich zum ersten Mal vom alten Leitsatz der Heilsarmee: „Suppe, Seife, Seelenheil“. Erst sollen die elementaren Grundbedürfnisse eines hilfesuchenden Menschen gesichert werden („Suppe“), dann soll dieser Mensch Unterstützung darin bekommen, Ordnung in sein Leben zu bringen und sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren („Seife“) und erst wenn eine Beziehung zu dem Menschen aufgebaut wurde, vom Glauben zu erzählen („Seelenheil“).

Diesen Ansatz finde ich großartig und gut übertragbar auf das, was mich immer wieder antreibt: Es ist mir ein Anliegen, dass alle Menschen dieser Erde satt werden („Suppe“), dass jeder Mensch ein Dach über dem Kopf und Zugang zu Medizin und Bildung bekommt („Seife“) und jeder Mensch frei entscheiden darf, an wen und was er glaubt („Seelenheil“). Dazu möchte ich meinen kleinen Beitrag leisten – wohlwissend, dass ich die Welt nicht komplett verändern werde durch mein Verhalten. 

Haarseife statt Shampoo war ein No-Go

Ich wünsche mir, dass wir es als Eltern durch praktisches Vorleben schaffen, unsere Kinder dafür zu sensibilisieren, woher unsere Nahrung kommt und dass es viele Menschen gibt, die es so viel schlechter haben als wir. Ich würde ihnen gern zeigen, dass wir einen kleinen Beitrag leisten wollen, um diese Ungerechtigkeit zu lindern, zum Beispiel durch unser nachhaltigeres Leben, aber auch durch Kinderpatenschaften, Spenden an Hilfsprojekte und unsere Gebete. Ich glaube, es ist wie bei allen Dingen im Leben: Wofür wir uns interessieren, das prägt unser Denken, unser Handeln. Womit wir uns im Internet beschäftigen, wen wir bei Instagram abonnieren, das formt uns mit. 

In den letzten Jahren haben wir als Familie sehr viel ausprobiert. Einiges haben wir auch wieder verworfen. Haarseife statt Shampoo zum Beispiel ging gar nicht. Danach probierten wir festes Shampoo. Das funktioniert bei manchen der Familienmitglieder, bei anderen nicht. Jetzt haben wir festes Shampoo und zusätzlich flüssiges im Zehn-Liter-Kanister, das wir selber abfüllen. Auch Zahnputztabletten fanden wir alle fürchterlich. Dank Unverpacktladen kaufen wir jetzt Zahnpasta, die wir uns in eine Glaspumpflasche abfüllen.

Die mit viel Liebe von mir zubereitete Hafermilch wurde von allen verschmäht, ebenso der selbst gemachte Frischkäse (obwohl ich ihn schon ganz hinterlistig in einer leeren Frischkäsedose serviert habe!). Viele andere Ideen, um nachhaltiger zu leben, sind aber inzwischen zur Routine geworden und gar nicht mehr anders denkbar für uns. 

Keine Erdbeeren im Winter

Wir begannen damit, Schokolade und Brotaufstriche nur noch fair gehandelt zu kaufen. Die Kinder haben es sich inzwischen zur Challenge gemacht, wer zuerst die Fairtrade-Marken im Regal findet. Wir beschäftigten uns damit, woher Obst und Gemüse kommen und verzichten beispielsweise auf weit gereiste Erdbeeren im Winter. Für mich war es irgendwann eine logische Konsequenz, Vegetarierin zu werden. Der Rest der Familie isst nun sehr wenig und dafür gutes Fleisch direkt vom Erzeuger.

Und dank Milchtankstelle und Supermärkten, in denen man eigene Dosen mitbringen kann, ist es mittlerweile viel einfacher geworden, nachhaltig einzukaufen. Vor allem in den überall eröffnenden Unverpacktläden hole ich mir ganz viele Ideen und auch als Neuling kann man ganz unkompliziert mit zwei bis drei Produkten anfangen, die man sich abfüllt.

Schnäppchen gibt es Secondhand

Bei sieben Personen, von denen fünf noch in der Wachstumsphase stecken, sind Kleidung und Schuhe ein großes Thema. Vor vielen Jahren startete ich den Selbstversuch, in der Fastenzeit keine Kleidung für mich zu shoppen. Ich fand das damals megaschwer auszuhalten. Als ich für mich reflektierte, warum mir das Einkaufen von Kleidung so viel bedeutete, habe ich festgestellt, dass Shoppen ein Belohnungsprinzip für mich war nach dem Motto: „Du hast die letzten Wochen so viel für die Prüfungen gelernt, jetzt darfst du dir auch was Schönes kaufen.“ Das Wissen um all die Kleidermüllberge in der Welt und das Betrachten meines völlig überfüllten Kleiderschrankes hat mich dann überzeugt, etwas zu ändern.

Schnell habe ich festgestellt, dass ich dank Klamottenbörsen, Secondhandläden und Webseiten wie Kleiderkreisel trotzdem nicht in den immer selben Outfits herumlaufen muss. Heute kaufen wir fast ausschließlich Secondhandkleidung oder selten auch Fairtrade-Neuware. Selbst die Kinder (wir haben drei sehr modebewusste Pubertiere zu Hause!) finden es völlig ok, sich im Internet und Secondhandladen einzudecken. Auch Möbel, Fahrräder und Küchengeräte finden wir eigentlich fast immer gebraucht über Ebay-Kleinanzeigen und freuen uns total, wenn wir geniale Schnäppchen machen. 

Waschmittel zum Selbermachen

Ich habe festgestellt: Je länger ich mich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftige, desto einfacher wird die Umsetzung. Vieles stelle ich heute völlig routiniert und ohne weiteren Aufwand selber her: Kastanienwaschmittel (den Kindern macht das Sammeln ohnehin Spaß) und flüssiges Waschmittel (da können die Kids super die Seife raspeln …). Ich backe Brot und Brötchen (das spart unheimlich viel Geld!) und stelle Nudeln selber her.

Mit dem Obst zweiter Wahl vom Wochenmarkt, das supergünstig und dabei immer noch richtig gut ist, koche ich Marmeladen ein. Unser Eigenanbau im Garten war bisher nur sehr mäßig erfolgreich, deshalb freue ich mich über Felder, auf denen wir je nach Saison Erdbeeren oder Heidelbeeren selber pflücken. Dazwischen blüht noch der Holunder und ich kenne keine günstigere, köstlichere Limonade als kaltes Mineralwasser mit Holunderblütensirup und Zitronenscheiben – und alle unsere Gäste lieben sie ebenfalls. 

Gespräche über modernen Sklavenhandel

Ich freue mich immer sehr, wenn die Kinder beim Ernten sehen, wie die Früchte wachsen, wir uns die Bäuche vollschlagen mit Vitaminen und danach gemeinsam im Auto besprechen, was wir mit unserer Ernte nun alles anstellen können. In diesem Sommer war die Erdbeerernte etwas ganz Besonderes: Bewaffnet mit Getränken, Sonnenschutz und unseren Körben betraten wir das Feld zum Selberpflücken und begegneten vielen fremdländisch aussehenden Erntehelfern.

Unsere elfjährige Tochter war ganz verwundert, all diese Menschen zu sehen, die in der prallen Sonne pflückten, und sie fragte mich, warum sie denn alle hier seien. Es folgte ein langes Gespräch über die Bedingungen von Erntehelfern, über die Gründe, warum viele dieser Menschen extra für die Ernten nach Deutschland kommen, über soziale Ungerechtigkeit und modernen Sklavenhandel. Es war noch tagelang Thema bei uns. 

Abschminkpads für Menschen in Not

Beim Selbermachen frage ich mich oft: Was kann ich damit Gutes tun? Irgendwann habe ich meine Stapel alter Handtücher betrachtet und angefangen, daraus waschbare Abschminkpads zu nähen.

Das geht total schnell und ich freue mich inzwischen jeden Tag beim Reinigen meines Gesichtes über diese tollen, bunten Mini-Quadrate, die Wegwerf-Pads überflüssig machen. Über Facebook habe ich sie außerdem gegen eine Spende für ein soziales Projekt verkauft. Unsere Kinder durften die bestellte Ware mit einpacken und zur Post bringen. Sie freuen sich bei diesen Projekten immer riesig, wenn wir Bilder anschauen können, die zeigen, was mit dem Geld Sinnvolles passiert ist und wie Menschen in Not konkret Hilfe erfahren haben.

Einkochen wie zu Omas Zeiten

Ich freue mich sehr, dass es immer noch neue Ideen gibt, die ich ausprobieren kann. Mein neuestes Projekt ist das Einkochen wie zu Omas Zeiten. In unserem Großfamilienhaushalt stehe ich ohnehin oft in der Küche, große Töpfe habe ich sowieso und Marmeladengläser sammle ich schon seit Jahren.

Dem Internet und seinen Interessengruppen sei Dank, füllen sich unsere Vorratsschränke nun immer mehr mit eingelegtem Paprika, Apfelmus, fertigen Rinderrouladen, gebackenen Kuchen, Pflaumenkompott … Ich jedenfalls freue mich darüber wie bekloppt. Und nachhaltig zu leben, darf ja auch ein bisschen glücklich machen, finde ich.

Kathrin Lederer ist Sozialpädagogin und lebt mit ihren fünf angenommenen Kindern und Ehemann Frank in Delmenhorst in der Nähe von Bremen. Auf Instagram ist sie zu finden unter @dielederers, außerdem bloggt sie unter herzeltern.de.

Familie Völkner, Foto: Gerdi Schlagner

Diese vierköpfige Familie kommt auf dem Land (fast) ohne Auto zurecht

Familie Völkner ist fast ausschließlich mit dem E-Bike unterwegs. Und das klappt auch außerhalb der Stadt erstaunlich gut.

Mit meinem Fahrrad und dem Anhänger dazu bin ich in unserem Ort eine Seltenheit. Wenn ich auf den Straßen und Feldwegen unterwegs bin, werden mir immer wieder überraschte Blicke und Kommentare zugerufen. Denn wir sind als vierköpfige Familie nahezu autofrei unterwegs. Wir glauben, dass das Leben auch anders geht. Dass vieles möglich ist. Dass es Wege gibt, wo es einen Willen gibt. Um es jedoch gleich vorweg zu nehmen: Ganz autofrei leben wir nicht. Wir wohnen neben meinen Schwiegereltern und können uns bei Bedarf ihr Auto leihen. Und falls sich für große Fahrten mal die Termine überschneiden, können wir immer noch ein Auto mieten. Allerdings ist das für uns eher die Ausnahme, nicht der Alltag.

Schneller als mit dem Auto

Das autofreie Leben begann eigentlich schon in unserer Ausbildung. Als mein heutiger Mann Michael und ich zusammenkamen, lebte er in der Schweiz und ich in Rostock. Neun Monate führten wir eine Fernbeziehung und verbrachten regelmäßig zehn bis zwölf Stunden in Zügen und auf Bahnhöfen. Die meisten Fahrten verliefen wirklich gut. Kurz nach unserer Hochzeit zogen wir dann nach Braunschweig, eine flache Stadt ohne Hügel und mit gut ausgebauten Fahrradwegen. So beschlossen wir schnell, auch weiterhin aufs Auto zu verzichten, als sich unser erster Nachwuchs ankündigte. In Braunschweig war alles sehr gut mit dem Fahrrad zu erreichen – teils sogar schneller als mit dem Auto. Wir kauften uns einen Fahrradwagen und entschieden uns für einen Einsitzer, weil wir den Wagen stets in den Keller verfrachten mussten. Schwieriger wurde das Thema, als wir nach Hessen zogen. Hier ist die Landschaft zwar nicht bergig, aber doch deutlich hügeliger. Außerdem kündigte sich unser zweites Kind bei unserem Umzug schon sehr deutlich an. Also fragten wir uns: Kann man als vierköpfige Familie auf dem Land autofrei leben? Wie aufwendig ist das? Und lohnt sich dieser Aufwand finanziell überhaupt?

Essensplan umfasst 16 Wochen

Das hessische Dorf, in dem wir wohnen, hat alles, was man zum täglichen Leben braucht, vor Ort: Kindergarten, Schule, Bahnhof, Einkaufsmöglichkeiten – alles ist vorhanden. Mein Mann arbeitet zehn Kilometer von unserem Wohnort entfernt als Allgemeinmediziner. Ich bin gelernte Erzieherin und Religions- und Gemeindepädagogin und arbeite zurzeit zu Hause mit unseren beiden Jungs. Michael fährt morgens mit dem Rad zur Arbeit und ich bringe normalerweise unseren Großen im Anhänger – mittlerweile ein Zweisitzer – zum Kindergarten. Der Kleine kommt dabei natürlich mit. Ein- bis zweimal die Woche holen wir meinen Mann von der Arbeit ab. Einfach aus Spaß. Ich bekomme Bewegung, die Jungs frische Luft. Bisher haben die Kinder das auch genossen, einträchtig nebeneinandergesessen und die vorbeiziehende Landschaft beobachtet. Aber natürlich gibt es auch mal Streitigkeiten auf dem Rücksitz.

Unseren Einkauf versuchen wir einmal in der Woche zu erledigen. Wir haben einen Essensplan über 16 Wochen festgelegt, der sich drei- bis viermal im Jahr wiederholt. So weiß ich sehr genau, was ich einkaufen muss, und kann planen, ob ich nur den Rucksack, zusätzlich die Fahrradtaschen oder sogar noch einen Anhänger zum Einkaufen mitnehmen sollte. Für größere Feiern, bei denen wir viele Getränke brauchen, leihen wir uns das Auto meiner Schwiegereltern. Liefern lassen ist auch eine Option, die wir bisher aber nur selten nutzen.

Bahnreisen ohne Pipi- oder Stillpausen

Für Reisen haben wir beide eine Bahncard 50. Unsere Kinder fahren kostenlos mit. Wir planen unsere Reisen immer sehr frühzeitig, da bei Reisen mit Kindern eine Reservierung mit Zugbindung gewünscht ist. Mittlerweile geht auch das Packen sehr gut. Für eine zweiwöchige Urlaubsreise nehmen wir einen Koffer, eine Kraxe (Anm.: ein Rückentragekorb für Kinder), einen großen Rucksack, einen Kinderwagen und je einen kleinen Rucksack für die Kinder und für Reiseproviant mit. So hat jeder von uns eine Rückenbeladung, Michael schiebt den Wagen, ich ziehe den Koffer. Beim Umsteigen werden Kinder und kleine Rucksäcke in den Wagen verfrachtet. Was das Reisen betrifft, sind wir Fans der Deutschen Bahn. Wir buchen uns häufig das Kleinkindabteil und sind beispielsweise mit nur zweimal Umsteigen an unserem Zielort in der Schweiz. Dabei müssen wir keine Pipi- oder Stillpausen machen und können uns beide um die Kinder kümmern.

Ohne Vorüberlegungen geht es nicht

Natürlich erfordert das Reisen mit der Bahn etwas Planung. Ich muss rechtzeitig Tickets besorgen und bin abhängig davon, dass die Züge pünktlich kommen. Außerdem muss ich klären, wie ich vom Bahnhof zum Zielort komme, falls es – wie bei meinen Eltern – keinen Bahnhof direkt im Ort gibt. Auch beim Packen muss ich sehr genau darauf achten, was ich mitnehme und ob wir das wirklich brauchen. Andererseits machen sich auch Autofahrer viele Gedanken: Parkplätze, Parktickets, Tanken, Versicherungen, TÜV, Werkstatt, Reifenwechsel. Um all das brauchen wir uns nicht zu kümmern. Wer Auto fährt, macht sich das häufig nur gar nicht mehr bewusst, weil es eben dazugehört. An manchen Stellen müssen andere unseren Lebensstil mittragen. Meine Eltern beispielsweise müssen uns vom Bahnhof abholen, wenn wir sie besuchen. Und meine Schwiegereltern müssen ab und an ein bis zwei Wochen auf ihr Auto verzichten, wenn wir es ausleihen. Ich betrachte mich mittlerweile als Vegetarierin der Mobilität. Auch da muss das Umfeld mitziehen. Wenn manche Familienmitglieder da sind, kocht meine Mutter beispielsweise vegetarisch. Dann macht sie sich Gedanken über mögliche Rezepte und Essenspläne. Und bei uns überlegt sie eben, wie sie uns vom Bahnhof nach Hause bekommt.

Natürlich haben wir mit der Bahn auch schon abenteuerliche Fahrten erlebt. Aber die hatten wir mit dem Auto auch. Nur lässt sich vom „im Stau stehen, während die Kinder schreien“ nicht so gut erzählen wie von der Bahnfahrt, bei der ein Laster in die Oberleitung gekracht ist und wir von Bahnhof zu Bahnhof schauen mussten, ob wir an dem Tag noch nach Hause kamen.

Auto vs. E-Bike: Die Kosten im Vergleich

Als wir umgezogen sind und entscheiden mussten, ob wir uns ein Auto kaufen oder uns zwei E-Bikes zulegen, um unsere Wege zurückzulegen, haben wir eine Tabelle aufgestellt. Diese Tabelle ist natürlich nur ein Modell. Wir haben lange hin und her überlegt, wie man die Kosten für beide Lebensweisen möglichst realistisch aufzeigen kann. Ein Blick in Rechnungsbeispiele vom ADAC sowie auf greenstorm.eu ergeben, dass eine Kilometer-Pauschale für die laufenden Kosten sinnvoll ist. Dabei wird für das Auto mit 40 Cent pro Kilometer gerechnet, die E-Bikes mit 10 Cent. Darin sind enthalten: Anschaffungskosten, Werkstattkosten, Kraftstoff/Strom, Wertverlust, Versicherung, etc. Als Beispiel wurde hier mit einem Skoda Octavia Combi gerechnet. Gegenüber diesem Modell sparen wir im Jahr über 2.000 Euro. Und wir haben entschieden, dass sich das für uns momentan durchaus lohnt. Bei einem VW Touran läge die Pauschale bei 56 statt 40 Cent und unsere Ersparnis schon bei über 4.000 Euro. Insofern ist diese Rechnung nicht ganz eindeutig, da man je nach Automodell und Versicherung zu verschiedenen Ergebnissen kommen kann. Hinzukommt, dass wir die E-Bikes über Michaels Arbeit leasen können und dadurch steuerliche Vergünstigungen haben. Somit kosten uns die Räder faktisch sogar deutlich weniger.

Ökologisch sinnvoll

Was ich gerne zugebe: Im Winter kostet es mich manchmal wirklich Überwindung, aufs Fahrrad zu steigen und loszuradeln. Aber wenn wir mitten im Regen zurückfahren und ich die ganze Schlange an Autos überhole, in denen jeweils ein einzelner Mensch im Feierabendverkehr feststeckt, fühlt sich das wiederum ziemlich gut an. Und auch ökologisch ist es natürlich sinnvoll, aufs Auto zu verzichten. Bei oben genannter Kilometerleistung sparen wir je nach Automodell rund 1,5 Tonnen CO2 pro Jahr ein.

Es ist, wie vieles im Leben, eine Frage des Wollens: Will ich diesen Lebensstil führen? Will ich die Spontaneität und Freiheit, die ein Auto bieten kann, aufgeben? Wir jedenfalls vermissen sie momentan nicht. Für uns ist der Aufwand sehr überschaubar und wir genießen dafür andere Vorteile, wie zum Beispiel die Bewegungsfreiheit in den Zügen. Das bedeutet nicht, dass sich unsere Lebensumstände nicht ändern könnten und wir uns dann möglicherweise doch irgendwann ein Auto zulegen. Doch bis dahin leben wir mit unserem Modell sehr gut.

Almut Völkner ist gelernte Erzieherin und Religions- und Gemeindepädagogin, arbeitet zurzeit zu Hause mit ihren beiden Jungs und veröffentlicht Texte unter almut-wortkunst.de