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Der Solarpionier Josef Jenni. Bild: Jenni Energietechnik AG / jenni.ch

Pionier der Energiewende: „Wir haben genug Wissen und Technik“

Der Schweizer Unternehmer Josef Jenni entwickelt bereits seit den 1970er-Jahren alternative Energietechnik. 1990 baute er das erste Haus, das ganzjährig mit Sonnenenergie versorgt wird. Der Pionier macht es vor, wie die Energiewende funktionieren kann.

„Ich gehe selten arbeiten“, sagt Josef Jenni. Dabei ist er 50 Stunden in der Woche mit alternativer Energietechnik beschäftigt. „Für mich ist es generell so, dass ich mit und in der Firma lebe“, erzählt er. Meist klingelt sein Wecker morgens um halb sechs, um kurz vor sieben ist er schon im Büro. Dafür geht er nur ein paar Meter von seiner privaten Wohnung hinüber zum Firmengebäude seiner Jenni Energietechnik AG, die auf dem gleichen Gelände im Schweizer Oberburg liegt. Jenni könnte reisen, Touren mit seinem E-Fahrrad unternehmen und es sich gut gehen lassen, denn der bald 70-Jährige ist offiziell seit fünf Jahren im Ruhestand. „Damit hat meine Arbeit eine gewisse Freiwilligkeit. Ich bin auch nicht mehr besonders teuer für die Firma. Ich bin der Meinung, dass mich das jung hält. Mir ist nie langweilig“, sagt er beinahe spitzbübisch lächelnd. Er geht gern in die Produktionshalle seines Unternehmens und begleitet neue Mitarbeiter. „Dafür haben unsere Monteure aktuell keine Zeit“, sagt er. Denn seit der Energiekrise sind seine rund 75 Mitarbeitenden überbeschäftigt. Auf einmal fragen die Leute von überall her nach Solaranlagen mit Wärmespeichern und alternativen Energietechniken, für die die Firma Jenni bekannt ist.

Autofreie Sonntage

Josef Jenni engagiert sich bereits seit fünfzig Jahren dafür. Er gilt als der Solarpionier. Schon während seines Studiums zum Elektroingenieur wurde er zum Kritiker fossiler Energien und zum Klimaschützer. Als er in den 1970er-Jahren die Studie „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome las, die in verschiedenen Szenarien die Zukunft der Weltwirtschaft mit den begrenzten Rohstoffvorräten darstellt, war das für ihn der Auslöser zu handeln. „Ich habe mit drei Studienkollegen eine nationale Volksinitiative in der Schweiz angeschoben für die Einführung von zwölf autofreien Sonntagen. Das hat sehr viel Arbeit gemacht. Aber dabei habe ich gelernt zu arbeiten und auch, wie man verhandelt und Dinge organisiert.“

Es war klar, dass nur eine nachhaltige, sinnstiftende Arbeit für ihn infrage kommt. Deshalb gründete er 1976 nach seinem Studienabschluss, ganz ohne Kapital, seine eigene Firma und stellte im Keller seiner Eltern Steuerungen für Solaranlagen her und verschrieb sich den erneuerbaren Energien. „Die ersten zehn Jahre in der Firma habe ich praktisch nichts verdient. Am Anfang haben meine Eltern für meinen Unterhalt gesorgt, später meine Frau Karin. Sie hat die Wohnung bezahlt und den Lebensunterhalt bestritten. Als sie dann mit in die Firma Jenni einstieg, sagte Karin zu mir: ‚Es gibt zwei Bedingungen. Erstens heiraten wir und zweitens kriege ich einen einigermaßen guten Lohn.‘ “

Jenni machte auf seine Pionierarbeit mit einer innovativen Aktion aufmerksam, welche die Kraft der Sonnenenergie zeigen sollte: 1985 organisierte er die erste „Tour de Sol“ vom Bodensee bis zum Genfer See, gemeinsam mit der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie. Dies war das erste Rennen für Fahrzeuge, die mit Solarantrieb anstatt mit einem Verbrennungsmotor fuhren.

Erstes autarkes Wohnhaus

Dennoch musste Jenni weiter um Aufträge für seine Firma kämpfen. Europaweit bekannt machten ihn seine Entwicklungen zur Solarthermie. Er speicherte das mit Sonnenkollektoren auf dem Dach erhitzte Wasser in großen Tanks. Dass diese Nutzung von Sonnenenergie ausreicht, um ein ganzes Haus ganzjährig zu versorgen, wollte ihm kaum jemand glauben. Aber ausgelacht zu werden, das war er inzwischen gewohnt.

Jenni trat den Beweis an: Zusammen mit seinem Bruder Erwin Jenni errichtete er in Oberburg das erste Wohnhaus Europas, das ganzjährig zu 100 Prozent autark mit Sonnenenergie versorgt wird, also ohne herkömmliche Heizung auskommt. Für mehr Bekanntheit bauten die Brüder noch einen Außenpool, der mit der überschüssigen Sonnenenergie beheizt wurde. Bei Minusgraden im Winter badeten die Brüder und Mitarbeiter der Firma darin. „Dieses Bild ging um die Welt“, erzählt Jenni. Das war 1990.

Damals wohnten seine Frau Karin und er noch in der Wohnung über der Produktionshalle der Firma. Ihre Töchter Esther und Tabea waren schon auf der Welt. Danach folgte ihr Sohn Josef. Die Kinder sind inzwischen erwachsen, zwei arbeiten in der Firma mit. Aber die Energiewende ist nach einem halben Jahrhundert noch immer nicht geschehen. Trotzdem wird Jenni nicht müde, dafür zu arbeiten. „Die Beharrlichkeit sei meine beste und meine schlechteste Eigenschaft, meint meine Frau“, erzählt er schmunzelnd.

Nächstenliebe im Betrieb

Er sieht auch Fortschritte: „Also rein marktmäßig passiert ja gerade einiges für die erneuerbaren Energien. Zudem hat es sicherlich positive Effekte, wieviel Strom beispielsweise in Deutschland heutzutage durch Wind erzeugt werden kann. Photovoltaik ist eher sommerlastig, im Winter leider etwas erbärmlich. Mir ist es wichtig, diese physikalischen Gegebenheiten richtig zu erfassen. Es hilft nichts, wenn wir uns Illusionen darüber machen, was erneuerbare Energien können oder nicht können“, meint Jenni.

Die Schöpfung zu bewahren, ist für ihn als Christ ein wichtiger Antrieb in seiner Arbeit. Wertmaßstäbe auf Basis der Nächstenliebe versucht er so gut wie möglich in seinem Betrieb umzusetzen. „Nur gute Arbeit, welche den Menschen dient und Rücksicht nimmt, gibt Zufriedenheit“, steht auf seiner Internetseite. Er hat viele langjährige Mitarbeitende. Manche von ihnen traten bei Jenni Energietechnik ihre erste Stelle an und gehen nun in Pension. Jetzt rücken junge Leute nach.

Seit Beginn wächst seine Firma durch engagierte Mitstreitende und Jennis Einfallsreichtum. Heute produziert sie große Solarspeicher und montiert Sonnenkollektoren, Solarzellen, Gesamt-Wärmesysteme, Wärmerückgewinnungsanlagen, Holzheizungen und vieles mehr. Auch für die Finanzierung seiner Projekte hat er unkonventionelle Ideen genutzt: Als er 1983 in Oberburg die erste Werkstatt baute, konnte er sich das nur leisten, weil er die Jenni Liegenschaften AG gründete und jeden dritten Kunden überzeugte, sich am Aktienkapital zu beteiligen. Danach finanzierten die Liegenschaften den Bau des zweiten und dritten Produktionsgebäudes und der nächsten Innovation: 2007 errichtete Firma Jenni das erste ganzjährig solar-beheizte Mehrfamilienhaus Europas. Dafür wurde ihr Erfinder mit dem Energy Global Award ausgezeichnet. 2008 erhielt Jenni für sein Lebenswerk zugunsten der Solarenergie noch den Preis „Watt d‘Or“ vom Bundesamt für Energie.

In einer seiner sonnenversorgten Wohnungen lebt Josef Jenni inzwischen mit seiner Frau. „Für mich wäre es am idealsten, wenn ich dort leben würde, bis ich in einer Kiste die Wohnung verlasse“, sagt er. Wie es aussieht, wird das noch dauern. Jenni fühlt sich gut, ist viel mit dem E-Fahrrad im hügeligen Emmental unterwegs, im Urlaub radelte er sogar von der Schweiz bis zum Nordcap.

Optimum Energiemix

Ansonsten tüftelt er weiter. Er zeichnet, konzipiert und arbeitet gerne mit den Händen. Vieles davon lernte er vor seinem Studium in der Ausbildung zum Industrieelektroniker. Die Maschinen in seinen Werkhallen sind Eigenbau, die meisten entwickelte er selbst. Jenni rechnet auch gerne. Nach seinen Berechnungen ist eine Kombination verschiedener erneuerbarer Energiequellen das Optimum. Dafür plädiert er seit Jahrzehnten. Die wichtigsten Säulen der Energiewende sind für ihn der Solarstrom und die solare Wärme. Denn die Energiewende sei nicht zu schaffen, wenn sie in den Köpfen vieler bloß eine „Stromwende“ bedeute. Die Nutzung der thermischen Sonnenenergie sei gesamtheitlich betrachtet die umweltschonendste aller erneuerbaren Energien. Dann gebe es noch die dritte Säule mit anderen erneuerbaren Quellen wie zum Beispiel Energiespartechnik, Energiespeicherung und Einsatz von Biomasse.

Seine Tatkraft für Klimaschutz und erneuerbare Energien brachte er auch politisch ein: Bis 2012 war er sechs Jahre lang Großrat für die Evangelische Volkspartei im Kanton Bern, also Abgeordneter im dortigen Landtag. Das war ein Spagat. „Josef, was machst du hier eigentlich?“, dachte er an manchem Abend, wenn er nach einem Parlamentstag „nudelfertig“ zu
Hause ankam.

Immer noch gibt es viel zu tun. Deshalb ist für Jenni jeder gute Mitbewerber ein Kämpfer für das gleiche Ziel. „Wir brauchen europaweit noch viel mehr Leute, die an erneuerbaren Energien konkret arbeiten. Wir haben genug Wissen und Technik, die wir eigentlich anwenden könnten.“

Eine weitere Botschaft des Solarpioniers wird nicht gerne gehört: „Wir müssen bescheidener werden und den eigenen Energiebedarf reduzieren. Brauchen wir das alles wirklich?“ Er selbst leistet sich keinen Luxus, der bei einem erfolgreichen Unternehmer vielleicht üblich wäre: Er besitzt kein Ferienhaus und auch kein großes Auto. Er fährt einen VW Polo mit Kleinstausstattung. Vom Boom der heutigen Elektroautos hält er nicht viel. Schwer und hochmotorisiert verbrauchten sie zu viel Energie. „Brauchen wir derart große und schnelle Autos? Ich kann für mich sagen: Es kann sehr entspannend sein, wenn man nicht alles haben muss. Auch das ist Freiheit.“

Anne Albers ist freie Autorin und Journalistin in Hamburg

Die Jurte von innen, Foto: Pirmin Bertle

Pirmin lebt mit seiner Familie in einer Jurte

Pirmin Bertle hat sich wegen des besonderen Lichts in Jurten verliebt. Die Wohnung ist günstig – aber auch ein Graubereich.

Das türkische Wort yurt bedeutet Heim. Traditionell leben zentralasiatische Nomadenvölker in solchen schnell auf- und abbaubaren Zelten mit festem Gestell. Hierzulande bilden Holzgitter das Gerüst der runden Wohnjurten. Baumwollstoffe und Filz sorgen für eine gute Dämmung und Gemütlichkeit. Die Inneneinrichtung steht der einer traditionellen Wohnung in nichts nach.

Pirmin Bertle hat sich mit seiner Familie in das Leben in einer solchen Jurte verliebt. Der Profi-Kletterer hatte schon unter freiem Himmel, in Zelten und Wohnwagen in ganz Europa und in einem Bus in Südamerika gelebt, als er mit Frau und Kind das erste Mal in einem Jurtendorf übernachtete – und so begeistert war, dass sie als Familie gleich die letzte vorhandene Jurte kauften, aufbauten und dort einzogen.

30-mal günstiger als ein Haus

Nach einem Jahr waren es schon drei Jurten, jede fünf Meter im Durchmesser und von Pirmin selbst innerhalb von zwei Monaten aufgebaut. Jurten seien 30-mal günstiger als ein normales Haus, sagt Pirmin, dafür mit „theoretisch vielen rechtlich-gesellschaftlichen Hürden“ belegt. Sie spekulierten auf Duldung, mieteten auf einem größeren Hof ein Stück Land und stellten ihre Jurten dort auf.

Gegebenenfalls kann eine Jurte als sehr großes Zelt angesehen werden und gilt dann laut Bauordnung als „fliegender Bau“, also als architektonische Anlage, die an verschiedenen Orten mehrfach und zeitlich befristet aufgestellt und wieder abgebaut werden kann. Doch vor allem, wenn man eine größere Jurte als dauerhaften Hauptwohnsitz an einem Ort nutzen will, ist rechtlich eine Baugenehmigung nötig. Oft befindet sich die Nutzung in einer rechtlichen Grauzone.

Holz hacken im Schnee

Das Leben in einer Jurte hat seine Eigenheiten. Neben dem besonderen Licht sind es für Pirmin vor allem die „Nähe zum Himmel, zur Erde, zu den Pflanzen und Tieren, die mit uns diesen Ort teilen, die Leichtigkeit und Authentizität“, die diese Wohnform ausmachen. Und auch die damit verbundene Unmittelbarkeit schätzt er: Holz hacken im Schnee, um es warm zu haben. Tomaten mit eigenem Hühnermist düngen, um sie zu essen. „Das ist eine Kreislaufwirtschaft im Kleinen mit einem Heizbedarf von einem Fünftel, einem Strombedarf von einem Zehntel und einem Wasserbedarf von einem 25stel im Vergleich zum deutschen Durchschnittshaushalt“, erklärt Pirmin.

Auch die Anschaffungskosten für Jurten sind im Vergleich geradezu verschwindend gering: Laut Pirmin kosten wintertaugliche Jurten aus hochwertigen Materialien und mit viel Licht circa 3000 Euro pro Meter Durchmesser, wobei etwa ein Drittel der Kosten auf das Material entfällt. Komfortablere Wohnjurten mit Sanitärmodul und Heizung sind bereits für 10.000 bis 20.000 Euro zu haben.

Lebensqualität ist unübertroffen

Bereut hat Pirmin die Wahl seiner Behausung nie. Doch vor einem knappen Jahr beendete der Vermieter des alten Stellplatzes den Vertrag und Pirmins Jurten mussten weichen. Seitdem teilen er und seine Familie sich mit anderen ein Haus: Zehn Erwachsene und fünf Kinder leben hier zusammen.

Aufgeben will er das Jurtenleben aber nicht: Demnächst sollen wieder sechs Stück davon im Garten stehen, denn „die Lebensqualität ist in Jurten einfach unübertroffen.“ Pirmin plant, ein Unternehmen für den Jurtenbau zu gründen, um „die Idee des leichten Lebens“ zu verbreiten, wie er sagt, und natürlich: „Um mehr Menschen in den Genuss eines Rundzeltes zu bringen.“

Von Lisa-Maria Mehrkens

Symbolbild: Getty Images / iStock / Getty Images Plus / Christian Horz

Kommentar: Grüne Energien nicht übersehen!

Wie können wir Energie sparen? Diese Frage ist spätestens jetzt hochaktuell. Für Redakteurin Anja Schäfer gehen die Überlegungen jedoch in die falsche Richtung.

Seit Putins Angriffskrieg ist die Frage, wie wir unseren Energiebedarf reduzieren, noch dringlicher geworden als wegen der Klimakrise ohnehin schon. So gut es ist, schnelle, pragmatische Lösungen für unsere Energieversorgung zu schaffen – etwa durch neue LNG-Terminals –, langfristig zukunftsträchtiger sind die drei E: Effizienz, Einsparung und Erneuerbare Energien. Man kann sich fragen, ob diese drei aktuell die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen. Warum gibt es beispielsweise noch keine sichtbare Bewegung zum Energiesparen – sowohl für Privathaushalte wie auch für die Industrie?

Stattdessen soll es Zuschüsse geben für Unternehmen, deren Strom- und Gaskosten von Februar bis September 2022 um mehr als 100 Prozent steigen. Leider wird mit den veranschlagten fünf bis sechs Milliarden Euro die Nutzung fossiler Energie weiter subventioniert und die Gaspreise werden hochgehalten.

Fortschritte bei erneuerbaren Energien

Immerhin: Laut sogenanntem „Osterpaket“ wurden die Ausbauziele für die Erneuerbaren kurzfristig noch einmal erhöht und sollen ein „überragendes öffentliches Interesse“ bekommen, was Genehmigungen beschleunigt. Bis 2035 soll die Stromversorgung komplett auf Erneuerbare umgestellt werden. Abstandsregeln zu bestimmten Radaranlagen werden geändert, sodass rund 1.000 Windkraftanlagen kurzfristig genehmigt werden können. Die Planungen sind ambitioniert und sollen im Sommer konkretisiert werden.

Merkwürdigerweise haben sie in Medien und Gesellschaft wenig Echo ausgelöst. Stattdessen werden in Talkshows und Diskussionen oft lieber alte Technologien wie Fracking und Atomkraft aufgewärmt, von denen wir uns aus guten Gründen schon verabschiedet hatten. Zumal der 6. IPCC-Bericht gerade erst wieder belegt hat, dass Erneuerbare Energien flächendeckend billiger sind als alle konventionellen Energien.

Selber anpacken!

Gleich selbst loslegen können wir mit unserer persönlichen Energiewende: Das Auto öfter stehenlassen. Alle Dinge länger nutzen und weniger neue kaufen. LEDs nutzen. Seltener duschen. Eine Solaranlage für Dach oder Balkon anschaffen. Zu einem glaubwürdigen Ökostrom-Anbieter wechseln (z. B. mit Gütesiegel „Grüner Strom“), denn das sorgt für Investitionen. Und dann: Über all die Veränderungen reden. Nachbarn und Bekannte begeistern. In Kirche und Sportverein Veränderungen anregen. Eine Aufbruchstimmung wecken. Alle packen für die Energiewende mit an – das wär doch was.

Anja Schäfer

Ideen zum Sromsparen

Kühlen
• Kühler als 7°C muss ein Kühlschrank nicht sein. Jedes Grad weniger spart 6 % Strom.
• Speisen abkühlen lassen, bevor sie in den Kühlschrank kommen.
• Je kleiner der Kühlschrank, desto weniger Stromverbrauch.
• Den Gefrierschrank regelmäßig abtauen.

Kochen
• Zum Topf passende Kochplatte wählen.
• Deckel aufsetzen.
• Wasser lässt sich am energieeffizientesten im Wasserkocher erhitzen.
• Nur so viel erhitzen, wie benötigt wird.

Backen
• Backofen nicht vorheizen.
• Einige Minuten früher ausschalten, um Restwärme zu nutzen.
• Umluft statt Unter-/Oberhitze wählen.

Spülen
• Geschirrspüler komplett befüllen.
• Eco-Einstellung und niedrige Temperaturen wählen.
• Kurzprogramme haben meist einen höheren Stromverbrauch.

Waschen
• Maschine voll beladen.
• Dank neuer Waschmittel reichen vielfach schon 20°C oder 30°C.
• Eco-Programme wählen.
• An der Luft trocknen.

Surfen
• Handys lieber während einer Mahlzeit laden als über Nacht. Die Aufladung nur zwischen 30 % und 70 % zu halten, schont auch den Akku.
• Laptop nicht ständig am Kabel lassen, sondern ausstöpseln, wenn er geladen ist.
• Bildschirmhelligkeit herunterregeln.
• Dank Steckdosenleisten mit Schalter lassen sich Elektrogeräte schnell vom Netz trennen, denn auch Stand-by verbraucht Energie.
• Weniger Bildschirmzeit = weniger Stromverbrauch.

Symbolbild: Getty Images / iStock / Getty Images Plus / hillaryfox

Earthship: Was sich hinter diesen alienhaften Häusern verbirgt

Nein, dieses Haus ist kein Filmset. Wir erklären, was Earthships sind und wie sie uns helfen können, die Welt zu retten.

Sie klingen wie eine Erfindung aus Star Wars und sehen auf ersten Blick auch so aus: Earthships sind Passivhäuser aus recycelten Materialien. Das Konzept wurde in den 70er-Jahren von dem US-amerikanischen Architekten Michael Reynolds entwickelt, heute soll es weltweit etwa 1.000 Earthships geben. Bei aller Variation kennzeichnen einige Eigenschaften fast alle dieser Gebäude:

Passivhaus aus Erde und Glas: Tragende Wände bestehen aus gestapelten Autoreifen, die mit verdichteter Erde gefüllt sind. Das wird mit einer Glaswand auf der Sonnenseite des Hauses kombiniert. So heizen sich die Wände tagsüber auf und geben die Wärme nachts wieder ab. Das ermöglicht eine stabile Raumtemperatur.

Recycelt: Statt neuer Baumaterialien wird Material kreativ weiterverwendet, allein für die Mauern mehrere hundert alte Autoreifen. Eine Sitzbank besteht zum Beispiel aus Coladosen, und alte Glasflaschen werden zum bunten Mosaikfenster oder zur Füllung von Holzkonstruktionen für Innenwände.

Strom aus eigener Herstellung

Autark: Nicht nur die Bauweise, auch die Nutzung des Hauses soll umweltfreundlich sein. Statt aus konventionellen Strom-, Wasser- oder Heiznetzen kommt die Energie aus eigener Produktion. Trinkwasser wird nur dort verwendet, wo es wirklich gebraucht wird. Das nur wenig verschmutzte Grauwasser etwa aus der Waschmaschine wird durch Pflanzen in einem Indoor-Gewächshaus gefiltert und anschließend in Spülkasten oder Dusche geleitet. Stark verdrecktes Abwasser etwa aus der Toilette fließt in einen Abwassertank und wird in Biogas und Dünger für die Gärten verwandelt.

Eigene Lebensmittel: Drinnen wie draußen wird eigenes Obst und Gemüse angebaut.

Die ersten Earthships wurden im Wüstenklima des US-Bundesstaats New Mexico errichtet; dessen klimatische Verhältnisse sind für diese Bauweise ideal. Im kühleren Mitteleuropa herrschen andere Bedingungen, die Temperierung ist schwieriger, es besteht die Gefahr von Schimmelbildung, was mehr Dämmung nötig macht. Ein erstes genehmigtes Projekt in Deutschland hat die Gemeinschaft Tempelhof in Baden-Württemberg umgesetzt.

Text: Nicole Heymann

Foto: ArtMarie / E+ / gettyimages

Weitergeben statt Wegwerfen: Wie Kreislaufwirtschaft Müllprobleme lösen will

Die Kreislaufwirtschaft soll helfen, Müll zu vermeiden und Produkte so lange wie möglich zu gebrauchen. Damit der Systemwandel gelingt, benötigt es jedoch ein Umdenken.

Unsere herkömmliche Wirtschaftsform funktioniert linear. Das heißt: Es werden Ressourcen abgebaut, zu einem Produkt verarbeitet, es wird verkauft, verwendet und entsorgt – wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Die problematischen Folgen davon sehen wir überall: Abfall, Umweltbelastungen, Rohstoffverknappung.

Produkte möglichst lange gebrauchen

Die Kreislaufwirtschaft oder Circular Economy geht von endlichen Ressourcen aus und möchte Materialkreisläufe möglichst schließen. Ziel dieses ganzheitlichen Ansatzes ist, Müll zu vermeiden, Lebenszyklen von Material und Produkten zu verlängern und Ressourcen so lange wie möglich und mit dem höchstmöglichen Wert in Gebrauch zu halten.

Die gemeinnützige Ellen MacArthur Foundation, die Kreislaufwirtschaft fördert, beschreibt sie als ein System mit dem Ziel, „Wachstum neu zu definieren und sich auf den positiven Nutzen für die gesamte Gesellschaft zu konzentrieren. Dazu gehört die schrittweise Entkopplung der Wirtschaft vom Verbrauch endlicher Ressourcen und die Reduzierung von Abfall.“ Vorbild ist die Natur, etwa wenn abgestorbene Pflanzen zu Humus werden und wiederum Nährstoffe für neue Pflanzen liefern.

Wert eines Produkts schützt vor Entsorgen

Ein Grundprinzip der Kreislaufwirtschaft ist es, Material und Produkten einen Wert beizumessen, statt sie als Abfall zu deklarieren. Dinge, die einen Wert haben, werden wir nicht einfach entsorgen. Wenn wir so denken, dann ist beispielsweise ein Kleidungsstück plötzlich so wertvoll, dass Wegwerfen nur im äußersten Notfall eine Option ist. Vorher kann Weitergeben, Flicken, Upcyceln, Wiederaufbereiten oder als letzte Möglichkeit auch Recyceln erwogen werden, um die Ressourcen daraus für neue Kleidungsstücke zu verwenden.

Die Kreislaufwirtschaft beginnt bereits beim Designen und Entwickeln von Produkten. Wie sie reparaturfähig und dauerhaft einsatzfähig sind, muss beispielsweise von Anfang an mitgedacht werden. Fehlt dieser Gedanke beim Entwickeln der Produkte und Dienstleistungen, dann kratzen wir nur an Symptomen.

Systemwandel nötig, damit Kreislaufwirtschaft gelingt

Verschiedene Aspekte sind wichtig:

  • Verwendung nachwachsender, klima- und umweltfreundlich gewonnener Rohstoffe
  • Einsatz erneuerbarer Energien
  • Auf Langlebigkeit angelegte Waren
  • Reparaturfähigkeit (z. B. Elektronikgeräte)
  • Wiederverwendbarkeit (z. B. Pfandflaschen)
  • Trennbarkeit der enthaltenen Rohstoffe für das Recycling
  • Anbindung an Recycling-Systeme

Im linearen Wirtschaftssystem werden einzelne Produkte und Dienstleistungen isoliert behandelt. Die Baumwollernte für eine Jeans hat beispielsweise nichts mit ihrem Verkauf zu tun. Im zirkularen Denken hingegen gilt jeder Schritt als Teil eines Systems, an dem verschiedene Akteure beteiligt sind: Jemand designt ein Kleidungsstück mit dem Ziel einer langen Nutzungsdauer, andere übernehmen die umwelt- und sozialverträgliche Herstellung, weitere Akteure kümmern sich um Verkauf und schließlich den möglichst langen Gebrauch, etwa durch Reparatur, Weitergabe im Secondhandshop oder einen Verleih. Jeder einzelne Schritt wird wertgeschätzt, weil er zum Gelingen der Kreislaufwirtschaft beiträgt.

Text: Debora Alder-Gasser

Symbolbild: Getty Images / E+ / nimis69

Ein Kraftwerk im eigenen Haus? Ingenieur erzählt, wie das geht

Heizöl ist zu kostbar, um damit nur zu heizen, fand Tom Schmieder vor 15 Jahren – und lässt seither sein kleines Kraftwerk im Keller gleichzeitig Strom und Wärme produzieren.

Wer ein neues, innovatives Haus baut, braucht auch eine neue, innovative, klimafreundliche Heizanlage. Das war mein Grundgedanke damals. Ich entschied mich für ein Mini-Blockheizkraftwerk (BHKW) und habe gute Erfahrungen gemacht: Immer hatte ich eine optimale effiziente Brennstoffnutzung, Wärme und eine Stromausbeute, die meinen Strombedarf umweltfreundlich deckte.

Wie funktioniert ein Blockheizkraftwerk?

Ein BHKW ist eine Heizungsanlage, in der ein Motor einen elektrischen Generator antreibt. Wertvoller Brennstoff wie Gas oder Öl wird nicht nur in Wärme, sondern durch Kraft-Wärme-Kopplung in Wärme und Strom zugleich umgewandelt. Der Strom wird mit einem hohen Wirkungsgrad erzeugt und vorwiegend vor Ort verbraucht. Mit der (Ab-)Wärme wird die eigene Immobilie beheizt. BHKWs werden meist „wärmegeführt“ betrieben. Das heißt: Ist ein Wärmebedarf vorhanden, startet die Anlage und liefert Wärme und Strom. Denkbar wäre auch, allein mit einer Wärmepumpe ohne Kraft-Wärme-Kopplung zu heizen. Doch das hat den Nachteil, dass der dafür verwendete Strom beim jetzigen Energiemix überwiegend aus Kohle stammt und damit einen hohen CO2-Ausstoß verursacht. Auch in einem Kohlekraftwerk entsteht Abwärme. Doch die wird durch den Kühlturm des Kohlekraftwerks geblasen. Die Kraft-Wärme-Kopplung nutzt die Abwärme ideal vor Ort zum Heizen.

Mit welchen Brennstoffen arbeitet ein Blockheizkraftwerk?

Mini-Blockheizkraftwerke gibt es heute für verschiedene Brennstoffe. Aus Klimasicht kommen vor allem Holz-Pellets, Pflanzenöl und Gas in Betracht.

Öl: Da es in meinem Baugebiet vor 15 Jahren keine Gasversorgung gab, entschied ich mich für einen Dieselmotor in Verbindung mit Heizöl. Ich plane gerade, ihn auf Pflanzenöl aufzurüsten. Das ist ein nachwachsender Rohstoff und gilt damit als CO2-neutral: Bei der Verbrennung wird so viel CO2 ausgestoßen, wie die Pflanzen beim Wachstum gespeichert haben. Zwar schmälern Dünger und Pestizide den Effekt und man kann darüber diskutieren, ob landwirtschaftliche Flächen für die Produktion von Kraftstoff genutzt werden sollten, aber unterm Strich erscheint es mir für meine ölbetriebene Anlage eine sinnvolle, weil klimafreundlichere Alternative zu sein.

Holz: Auch Holz-Pellets verbrennen CO2-neutral. Allerdings stößt eine Pellet-Heizung mehr Feinstaub aus als etwa eine Ölheizung. Zudem kann der Pellet-Bedarf nicht mehr durch Holzabfälle allein gedeckt werden und Wälder werden dafür abgeholzt. Wer sich für Holzpellets entscheidet, sollte deshalb auf Siegel wie den „Blauen Engel“ achten, die für eine nachhaltige Forstwirtschaft stehen.

Gas: Von den fossilen Brennstoffen ist Gas der effizienteste, deshalb gilt der Erdgasbetrieb als empfehlenswerte Überbrückungstechnologie.

Brennstoffzellen-Heizung wird gefördert

Besonders hervorheben muss man die Technik der Brennstoffzellen-Heizung, die stark gefördert wird und sehr umweltfreundlich ist. Brennstoffzellen werden entweder direkt mit Wasserstoff oder mit Erdgas betrieben. Bei der Verbrennung von Wasserstoff wird kein CO2 ausgestoßen, das Abfallprodukt ist Wasserdampf. Energieseitig erzeuge ich wie beim motorischen BHKW Strom und Wärme.

Wasserstoff kann man bis zu einem gewissen Prozentsatz (heute etwa zehn Prozent) auch dem Erdgasnetz zuführen. Wird der Wasserstoff mithilfe von Kohlenstoffdioxid zu Biomethan (sogenanntem „grünen Gas“) aufbereitet, kann es unbegrenzt ins Erdgasnetz eingespeist werden. Das Gas aus dem Erdgasnetz wird dann für die Variante motorisches BHKW (Otto-Motor) oder in der Brennstoffzelle verbrannt.

In jedem Fall ist es sinnvoll, die Kraft-Wärme-Kopplung eines BHKWs einzusetzen, um den wertvollen Brennstoff mit hohem Wirkungsgrad zu nutzen. Seit Anfang des Jahres gilt in Deutschland die CO2-Bepreisung. Pro Tonne CO2, die fossile Brennstoffe im Verbrauch verursachen werden, fallen derzeit 25 Euro an, bis 2025 soll der Preis auf 55 Euro steigen. Durch diese Mehrkosten werden die Weichen für die Art der Brennstoffnutzung neu gestellt.

Sparen beim Strom

Mini-BHKWs sind aus meiner Sicht eine gute Investition gegen steigende Energiekosten. Mit einer ergänzenden Akku-Anlage lassen sich die über den Tag verteilten Heizpausen, in denen kein Strom erzeugt wird, überbrücken. Diese Kombination bringt die größte Kosteneinsparung, weil einem als Selbsterzeuger der hohe Strompreis der Anbieter erspart bleibt. Die Stromausbeute ist für einen normalen Haushalt gut ausreichend.

Der Sommer-Strom-Bedarf kann natürlich über eine Fotovoltaik Anlage ergänzt werden, die selbstverständlich den gleichen Akku nutzt. So erreicht man über das Jahr betrachtet einen Autarkiegrad von rund 90 Prozent. Die letzten Prozente bezieht man sinnvollerweise vom Energieversorger, da es sich weder wirtschaftlich noch ökologisch lohnt, dafür einen größeren Akku anzuschaffen.

Anschaffung nie bereut

In meinen Augen sind BHKWs eine tolle Technik, die sich ökologisch auszahlt, weil Strom im Winter, wenn der Solarstrom rar ist, deutlich effizienter erzeugt wird. Der Wartungsaufwand ist zugegebenermaßen etwas höher als bei einer konventionellen Heizung, aber es kommt durch die Strom-Eigennutzung und -Einspeisung auch viel mehr rein.

Mein Resümee: Ich habe zu keinem Moment die Anschaffung meines Mini-BHKWs bereut. Es ist so ein gutes Gefühl, den wertvollen Brennstoff in der kalten Jahreszeit Kraft-Wärme-gekoppelt zu nutzen und damit einen Beitrag zur CO2-Minderung zu leisten.

Text: Tom Schmieder, ist Elektroingenieur, verheiratet und seit Jahrzehnten interessiert an regenerativen Energien und nachhaltiger Umwelttechnik.

Symbolbild: Pixabay / Markus Distelrath

Die Stromer sind da? Doch wie grün sind E-Autos?

E-Mobilität wird immer mehr zum Alltag in Deutschland. Aber sind die Stromer auch der richtige Schritt Richtung Klimawende?

Um es gleich vorweg zu sagen: Am freundlichsten für die Natur ist und bleibt es, zu Fuß zu gehen. E-Autos wie Verbrenner verbrauchen Ressourcen und Energie und hinterlassen damit einen ökologischen Fußabdruck. Die Frage, um die es hier geht, lautet: Schaden Stromer der Umwelt weniger als Verbrenner?

Aktuellen Studien zufolge lautet die Antwort: Ja. Zwar sind die CO2-Ausstöße wegen der Batterie bei der Herstellung höher. Einer Studie des Fraunhofer Instituts von 2020 zufolge sind sie bei kleinen Fahrzeugen aber ab 18.000 Kilometern Laufleistung wieder ausgeglichen, bei großen Wagen und besonders CO2-intensiver Produktion kann es deutlich länger dauern. Ob die CO2-Bilanz noch besser wird, hängt vor allem von zukünftigen Entwicklungen ab. Zum Beispiel vom Strommix. Wenn der Akku zu Hause an einer Wallbox (siehe Kasten nächste Seite) mit eigenem Solar-Strom vom Dach geladen wird, ist das ziemlich nachhaltig. Wird er mit Kohlestrom betrieben, eher nicht. Wie gut wir die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien hinkriegen, beeinflusst daher die Umweltbilanz von E-Autos stark.

Umweltfeind Batterien?

Zweifel an der Sinnhaftigkeit von E-Mobilität werfen regelmäßig die Batterien auf. Die Gewinnung notwendiger Rohstoffe wie Lithium und Kobalt ist problematisch. Im Kongo beispielsweise wird das Kobalt unter gefährlichen Bedingungen und zum Teil von Kindern abgebaut. In der südamerikanischen Atacama-Wüste leiden Natur und einheimische Bevölkerung stark unter dem Lithiumabbau, für den extrem viel Wasser nötig ist. Auch Arbeits- und Gesundheitsschutz der größtenteils noch in China gebauten Batterien sind oft mangelhaft. Bei alldem gilt es hinzugucken und faire Bedingungen in der gesamten Lieferkette zu fordern – das aber gilt ebenso für Akkus in Smartphones, Laptops und allen anderen Geräten. Nicht vergessen darf man bei der ganzen Rechnung, dass auch die Ölförderung seit Jahrzehnten schwerwiegende Eingriffe in die Natur bedeutet und durch Öl-Katastrophen Meerwasser verseucht und ungezählte Tiere getötet wurden. Im Oktober erst hat ein Tankschiff im Nord-Ostsee-Kanal einen 60 Kilometer langen Ölfilm verursacht. Öl wird zudem verbrannt und damit vernichtet, die Batterie-Rohstoffe aber werden nur verbaut, bleiben erhalten und können recycelt werden. 

Wiederaufbereitung

Weil es bislang noch wenige ausgediente E-Auto-Batterien gibt, wird ein Recycling-Kreislauf erst noch aufgebaut, gilt aber technisch als machbar. EU-Richtlinien sollen die Wiederaufbereitung in Zukunft fördern, sodass sie rentabel sein kann. Das schwedische Start-up Northvolt, 2016 von zwei ehemaligen Tesla-Managern gegründet und mitfinanziert auch von deutschen Unternehmen, baut derzeit nicht nur große Produktionskapazitäten für Batteriezellen in Europa auf, sondern plant auch die größte Recyclinganlage für Kobalt, Nickel, Mangan und Lithium. 

Das alles soll die problematischen Seiten der Batterieherstellung nicht kleinreden, aber zeigen: Es ist viel in Bewegung. Auch die Forschung schreitet voran. Tesla beispielsweise will schon bald Kobalt-reduzierte Hochenergie-Akkus bauen. Samsung setzt auf Feststoffbatterien ohne Lithium. Das Fraunhofer Institut hat eine Natrium-Nickelchlorid-Batterie aus heimischen Rohstoffen wie Tonerde und Kochsalz entwickelt. Weltweit forschen viele Unternehmen und Einrichtungen an alternativen Akku-Konzepten.

Zweites Leben

Derweil hat man festgestellt, dass die E-Auto-Batterien länger halten als anfangs erwartet: Nach manchen Erfahrungen bis zu zwölf, nach anderen bis zu 18 Jahre. Auch danach müssen sie nicht gleich verschrottet werden, sondern können noch als stationäre Stromspeicher für erneuerbare Energien dienen. In Leipzig etwa nutzt BMW bereits einen solchen Speicher aus etwa 700 Batterien. Im Stadion von Ajax Amsterdam werden mithilfe von knapp 600 alten Auto-Akkus Fußballspiele beleuchtet. Recycling und die großflächige Weiternutzung der Akkus sind noch Zukunftsmusik, doch die Chancen stehen gut, dass der Ressourcenverbrauch weiter sinken wird.

Größer als bei Verbrennern ist laut einer Studie des Bundesumweltministeriums von 2019 bei E-Autos das Problem von gesundheitsgefährdendem Feinstaub, der bei der Motorproduktion entsteht. Sowohl der Einsatz von Filtern in den Produktionsanlagen als auch von alternativen Materialien im Elektromotor sind in Zukunft denkbar. Hinzukommt der Feinstaub durch Reifenabrieb, der wegen des batteriebedingten höheren Gewichts bei Elektroautos größer ist. Sollten nächste Batterie-Generationen leichter werden, verringert sich das Problem. Und es hilft natürlich insgesamt, wenn statt Riesen-SUV möglichst kleine Autos mit wenig Gewicht und schmaleren Reifen gefahren werden. 

Weitere Entwicklung

Die E-Mobilität ist angekommen – und gleichzeitig erleben wir auch aktuell nur einen Zwischenstand in der Entwicklung. Parallel wird an alternativen Kraftstoffen und Brennstoffzellen auf Wasserstoffbasis geforscht. Für die Herstellung synthetischer Kraftstoffe beispielsweise wird der Luft CO2 entzogen, bevor es bei der Verbrennung wieder freigesetzt wird, sodass ein Kreislauf entsteht. 

Welche Durchbrüche in Zukunft erzielt werden und welche Antriebe sich durchsetzen, muss sich zeigen. Manches können wir selbst tun: uns in der Politik für die Energiewende starkmachen, bei Herstellern auf CO2-neutrale Produktion und faire Lieferketten drängen und nicht

zuletzt unser Fahrverhalten anpassen. Statt weiterhin auf Individualverkehr zu setzen, ist es im Hinblick aufs Klima weitaus schlauer, Gedanken und Ressourcen in alternative Transportkonzepte zu stecken und beispielsweise öffentliche Verkehrsmittel, Sammeltaxi- und Radwege-Systeme stärker auszubauen. Wer nicht aufs Auto verzichten kann, fährt aber auf die gesamte Nutzungsdauer gerechnet mit Stromern schon jetzt nachhaltiger als mit Verbrennern.

Text: Anja Schäfer