Symbolbild: Getty Images / E+ / imaginima

Tiny House: Tims Familie wohnt auf 25 Quadratmetern

Tim (Namen geändert) und seine Familie können ihr Haus wortwörtlich durch die Gegend fahren. Das Zusammenleben auf kleinstem Raum empfinden sie als unproblematisch.

Tim wohnt seit 2020 mit Frau, Kleinkind und zwei Katzen auf 25 Quadratmetern im Tiny House. Bereits in ihrer vorherigen Drei-Zimmer-Wohnung in der Großstadt beschlossen sie: „Zeit für die Kinder und Familie ist uns wichtiger als Karriere.“ So verkürzten sie ihre Arbeitszeiten. Ein traditionelles Haus ist auf diese Weise allerdings schwer finanzierbar. Tims Frau Anna träumte schon lange von einem Tiny House – und nach einem Wochenende Probewohnen war auch Tim überzeugt.

Als das Angebot kam, am selben Ort einen eigenen Tiny House-Stellplatz zu bekommen, griffen sie zu: „Irgendwann gingen uns die Argumente aus, warum wir es nicht tun sollten“, erzählen sie und sehen viele Vorteile: „Wir mussten uns bei der Bauplanung nicht auf einen Wohnort festlegen, obwohl wir was Eigenes haben wollten. Wir zahlen keine Miete mehr und sind dennoch flexibel. Für unser Haus reichte ein kleinerer Kredit aus, als für ein normales Haus notwendig gewesen wäre.“

Jeder Quadratmeter gut genutzt

Außerdem mache es ihnen Spaß, klein zu wohnen und kreative Lösungen zu finden: „Es ist toll, wie klug jeder Quadratmeter des Hauses genutzt wird. Es fühlt sich ein bisschen nach dauerhaftem Campingurlaub an – nur besser.“ Tim und Anna lieben es, in der Natur zu leben, viel draußen zu sein, Lagerfeuer zu machen – „und weniger Kram zu besitzen!“

Eine Schreinerei baute ein mobiles Häuschen auf Rädern, mit dem die beiden mittlerweile sogar schon ihren Wohnort gewechselt haben. Ohne großen Aufwand konnte es an einen anderen Ort geschafft werden. Damit gelten für sie rechtlich sogar zwei verschiedene Verordnungen: Um in ihrem Tiny House wohnen zu können, mussten sie einen Bauantrag stellen und unterliegen wie bei einem normalen Wohnhaus der Bauordnung des jeweiligen Bundeslandes. Sobald sie ihr Haus transportieren wollen, fällt es unter die Straßenverkehrsordnung und muss – wenn es fest mit dem Anhänger verbunden ist – als Wohnwagen zugelassen werden, sonst als Ladung.

Baugenehmigung ist Hürde

Die größte Hürde zum Traum vom Tiny House liegt oft in der Genehmigung des Bauantrags. Wichtig sei es, das zuständige Bauamt möglichst frühzeitig in das Projekt mit einzubeziehen: „Es ist sehr schade, wenn von dem Grundstück, der Umgebung alles passt, aber das geplante Haus irgendwelche Details mit sich bringt, die dann einer Genehmigung im Wege stehen.“

Die Kosten für ein solch kleines Zuhause sind sehr verschieden. Tim und Anna haben 2020 für ihr schlüsselfertiges Haus aus hochwertigen Materialien etwa 75.000 Euro bezahlt. Fertigbausätze gibt es ab rund 10.000 Euro. Hinzu kommen dann Eigenleistungen, Kosten für Dämmung und Innenausbau.

Vierstellig zu haben

Wer sein Tiny House – vielleicht sogar aus recycelten Baumaterialien – selbst baut und mit wenig zufrieden ist, kann sogar mit einem vierstelligen Betrag zurechtkommen. Wichtig für den Bau eines Tiny Houses: ein passendes Heiz- und Lüftungskonzept. Denn Luftfeuchtigkeit und Schimmelbildung sind immer ein Thema.

Das Zusammenleben auf so kleinem Raum hingegen findet Tim unproblematisch: „Wenn einer telefoniert, geht er bei gutem Wetter raus oder wir nutzen Kopfhörer. Vielleicht haben wir aber auch die Persönlichkeiten für ein Tiny House: Um uns nach einem Streit aus dem Weg zu gehen, brauchen wir nicht mehrere Räume.“

Einen großen Wocheneinkauf verstauen oder mehrere Leute einladen? Auch im Tiny House für die beiden kein Problem. Die kurzen Wege innerhalb des Hauses und ihre Tochter immer im Blick zu haben, sind für sie sogar Pluspunkte. Wieder in ein Steinhaus zu ziehen, könnten sich die beiden nicht vorstellen – „allein schon aufgrund des Raumklimas“. Mehr Platz allerdings ist geplant: Für ihre Tochter und eventuell weitere Kinder wollen Tim und Anna zukünftig noch ein weiteres Tiny House anbauen und so ihr kleines Wohnparadies erweitern.

Von Lisa-Maria Mehrkens